04. Februar - 15. März
INNENWELT - AUSSENWELT
Malerei und Meditation
ANDREAS IRTEL
Die Bilder von Andreas Irtel sind von einer tiefen Symbolik, die durch die Bildsprache mittelalterlicher Religiosität geprägt ist. Er greift auf Mystiker wie Meister Eckehart und Johannes vom Kreuz zurück, ihre Schriften geben ihm Inspiration zu tief religiösen Bildern, die auch seine Auseinandersetzung mit theologischen Fragestellungen widerspiegeln.
Mit seinen provozierenden Bildern will er den Betrachter in die Auseinandersetzung einbeziehen. Andreas Irtel geht es in seinen Bildern nicht um eine harmonische bildhafte Darstellung, sondern um die Vermittlung der Zerrissenheit in existentiellen Fragen.
Der mittelalterlichen Mystik ging es um die Erfahrung der innigsten Verbundenheit mit Gott. Johannes vom Kreuz spricht von der Schau Gottes.
Er beschreibt den Weg zur Schau Gottes in seiner apokalyptischen Sprache als das Durchschreiten einer dunklen Nacht. Geprägt ist dieser Weg der Reinigung durch Szenen der Hoffnungslosigkeit, der Verlassenheit, des Ausgeliefertseins, der seelischen und körperlichen Qualen. Erträglich wird diese Tortur nur durch die immer wieder aufblitzende Gnade Gottes. Hier stellt sich die existentiellste aller Fragen: Steht am Ende des Leidens die Sinn gebende Erlösung durch die Liebe Gottes oder die ewige Verdammnis?
18. März - 29. April
POINT OF VIEW
Skulpturen
KONRAD MÄTZIG
Konrad Mätzig ist Sammler und Spurensucher.
Er verwendet Fundstücke wie Steine, Holz, Zweige, Jute und Stoff, die er mit Leim und Farbpigmenten verbindet. Die Skulpturen erinnern an archaische Überreste einer versunkenen Welt. Er bedient sich in seinen Arbeiten sowohl christlicher Religion als auch mythologischer Themen. Gemeinsam ist allen Arbeiten, die abstrakt und doch konkret wirken: Sie sind abgeleitet von Lebewesen - Menschen, Tieren, Pflanzen - manchmal Abbilder der äußeren Gestalt, häufig Inneres nach außen sichtbar gemacht. Meist sind es Fundstücke, deren vorgegebene Form er verwendet, um neue Bedeutungen zu schaffen. Größere Äste werden zu Tieren mit filigran hervorstehenden Rippen, kleinere Astgabeln, ausgerichtet gen Norden sind Zeichen für den Nordflug der Zugvögel.
Gewaltige Holzkörper verbindet Mätzig mit Findlingen an Kopfes oder Rumpfes statt, bar jeder Gesichtszüge.
Die Zeichnungen, überwiegend Frauenakte, bilden einen Gegensatz zur Schwere der Skulpturen. Zart und leicht zeigt Mätzig menschliche Körper, auch hier arbeitet er mit Fundstücken: Filigrane Stoffmuster fügt er in die Zeichnungen ein
1940 geboren in Würgsdorf/ Schlesien
1962-67 Studium an der Werkkunstschule
und der Hochschule der Bildenden Künste, Kassel
seit 1967 freischaffender Künstler
seit 1977 Atelier und Wohnsitz in Einbeck- Avendshausen
seit 1978 Dauerausstellung in den eigenen Räumen
1979 Niedersächsisches Künstlerstipendium
1979/80 Niedersächsisches Arbeitsstipendium Schloss Bleckede
1984 Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen,
Ausstellungen seit 1965:
zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In-und Ausland u.a.:
1990 Altes Rathaus, Göttingen
1991 Galerie Arche, Hameln
1992 Klosterkirche Brunshausen, Bad Gandersheim
1995 Zeitschrift Finanzen, München
2000 Städtisches Museum, Einbeck
2001 Künstlerhaus, Göttingen
2003 Werkschau Packhof, Hann-Münden
2004 Städtisches Museum, Göttingen
2006 Kunstkreis, Bad Gandersheim
MOMENTAUFNAHMEN
Malerei
IRINA BROUWER
Irina Brouwer´s bisheriger Werdegang umfasst einen weiten Raum; nicht nur örtlich, sondern auch künstlerisch.
Geboren wurde sie am 25.05.1968 in Kremenchug / Ukraine. Dort fiel sie bereits im Kindergartenalter von 5 Jahren durch ihre Zeichnungen und Gemälde auf; insbesondere durch ein Porträt von Lenin. Solches zu wiederholen wurde ihr verboten. Da sie es sich jedoch in den Kopf gesetzt hatte Künstlerin zu werden, durfte sie ab ihrem 9. Lebensjahr eine Kunstschule für Kinder unter der Leitung von Anna Arlamova besuchen.
Nach dem Realschulabschluss wechselte sie mit 16 Jahren an ein Gymnasium in Oriol / GUS, an eine Fachhochschule für künstlerisches Gestalten mit einem anschließenden Studium. Diverse gestalterische Techniken bestimmten ihre Ausbildung, insbesondere geprägt durch ihren Tutor Prof. Timonchenko, der auf dem Gebiet der Abstraktion lehrt. Die Vielseitigkeit dieser Ausbildung geben ihr bis heute die Möglichkeit mit allen erlernten Techniken zu experimentieren und zu arbeiten.
Nach dem Diplom 1989 übernahm sie eine Tätigkeit als Kunstlehrerin in Togliatti / GUS. Diese Zeit war geprägt von dem Willen, das diplomierte Wissen in einer Form an Kinder weiterzugeben, wie sie selbst es unter Anna Armalova erfahren hat: fördernd fordern. Daneben hat sie ihren eigenen Stil und Techniken weiter entwickelt.
- Seit 1992 selbstständig in Kremenchug mit den Bereichen:
- Firmenpräsentationen auf Messen : Ukraine, Russland, Polen.
- Farb – und Ausstattungsberatung für Geschäftsräume und Büros.
- Modedesign für die lokalen ukrainischen Märkte
- eigene Galerie in Kremenchug.
Seit Januar 2002 lebt Irina in Deutschland, ihre Vielfalt an Phantasien, Themen und Techniken kennen scheinbar keine Grenzen. Sie arbeitet nach Inspiration; das kann nachts um 2 Uhr sein oder nachmittags um 14 Uhr; sie malt in Aquarell, Pastell, Öl, Kohle, Tusche, oder was ihr sonst gerade einfällt. Es kann auch ein Kugelschreiber sein. Dieser immense Schaffensdrang erklärt, warum mindestens 250 neue Exponate existieren, von denen hier nur ein kleiner Teil gezeigt werden kann.
01. Mai - 27. Juni
DER RISS
Fotografien und Texte
Plakatabrisse aus aller Welt
DR. JÜRGEN HAESE
In unserer perfekt gestylten Welt, in der das Design das Bewusstsein bestimmt, findet eine Ausstellung Beachtung, die sich der „Ästhetik des Hässlichen" verschrieben hat.
Es sind Decollagen, Plakatabrisse, die der Autor und Fotograf Jürgen Haese fast 25 Jahre lang in vielen Teilen der Welt fotografierte.
Aus dem Material, an dem jeder achtlos vorüber geht, fotografierte Haese Ausschnitte von zum Teil hohem ästhetischen Reiz und von gesellschaftskritischer Relevanz.
„Meine DeCollagen visualisieren die flüchtige Bedeutung kommerzieller und politischer Werbebotschaften, die schneller verblassen als die Farben und schneller verschwinden als das Papier, auf dem sie gedruckt sind."
Man betrachtet diese Fotos mit einer gewissen Neugier, ob es nicht doch gelingt, den geheimnisvollen Rest der nur noch fragmentarisch erhaltenen Botschaften zu entchlüsseln; doch das Konglomerat aus zufällig zusammengefügten Materialien, Zeichen, Zahlen, Farben, Bild- und Textteilen lässt sich nicht enträtseln.
„Ich will den Betrachter anregen, in meinen Fotos bisher unverbrauchte Bildwelten zu entdecken, die Gefühlsprozesse in Gang setzen und die Fantasie in unbekannte Gefilde entführen. Die kurzen Texte, meist Zitate, werden den Betrachter bei seinen kreativen Bemühungen unterstützen."
Haeses Arbeiten erinnern nicht nur an die vielfältigen Collagen und die sehr viel selteneren Decollagen im 20. Jahrhundert; sie stehen in der Tradition jener künstlerischen Werke, die auf dem Zufallsprinzip basieren und Prozesse des Verfalls einbeziehen.
Haeses Decollagen entstanden aus einem nicht näher zu definierenden Zusammenspiel von Sonne, Regen und Wind. Tragen die Plakatabrisse interessante Spuren des Verfalls und sind die fotografischen Konstellationen günstig, dann hat der gewählte Ausschnitt einen ästhetischen Reifegrad für ein Foto erreicht, das wert sein kann, in der Ausstellung gezeigt zu werden.
Also abfotografierte Plakate?
„Es gibt einen unentbehrlichen kreativen Augenblick" – sagt Haese –, „es ist der Moment, wenn ich den Ausschnitt wähle, wenn ich mich aus tausenden von denkbaren Ausschnitten für mein Bild entscheide."
01. Juli - 29. August
DIE ANDERE WELT
Malerei
ANDREA RAUSCH
Als Autistin, die viele Jahre ihrer Jugend in der Psychatrie verbrachte, lebt sie heute ein zurückgezogenes Leben, in Fredelsloh und im Winter in Afrika, das ganz der Malerei gewidmet ist.
Sie lebt in kosmischen Welten und komponiert neue Landschaften ohne jegliche Naturgesetze:
„Ich will nicht die Fehler wiederholen, die sich die Schöpfung auf unserem Planeten geleistet hat", erläutert sie ihre Arbeiten. Sie malt, was keiner sieht, was keiner fotografieren kann.
Es entstehen phantasievolle Bilder, die das Weltall oder auch Ozeanien wieder spiegeln. Bilder, die eine entrückte Welt ohne menschliche Bezüge darstellen.
Ihre Bilder geben Einblick in eine Welt, die sonst für normale Kunstinteressierte verschlossen bleibt.
1991 erschien in der Zeitschrift ART ein reich bebilderter Artikel über Andrea Rausch, es folgte eine erste Ausstellung.
1997 wurde Andrea Rausch von Michael Heuer in einem Filmbericht in der ZDF-Sendereihe 37° mit dem Thema: "Andrea und die Sonne...hexen, fliegen, unsterblich sein" vorgestellt.
Er erhielt hierfür den Grimme-Preis.
14. Oktober - 02. Dezember
DER BLICK VON OBEN
Fotografie aus dem Cockpit
GERD RAINER KRONEMEYER
Rainer Kronemeyer war vierzig Jahre lang Pilot bei der Lufthansa. Fasziniert von unserer Erde aus jener besonderen Perspektive, in der sie sich ihm darbot, begann er aus dem Cockpit heraus zu photographieren. Nach ersten Versuchen auf Zelluloid stieg er schließlich auf digitale Photographie um. Die nachträgliche Bearbeitung ermöglichte es ihm, den grauen Schleier, den die kilometerdicken Luftschichten über die Landschaft auf seinen Bildern gelegt hatten, fort zu reißen und sie in ihrer ursprünglichen Farbigkeit erstrahlen zu lassen.
Er selbst sagt dazu:
Diese Fotos sind von mir bearbeitet worden, bis Farbe, Kontrast und allgemeines Aussehen meiner Erinnerung entsprechen. Alles Bilder, die sich so zeigen, wie ich sie gesehen habe.
Bilder, deren Erscheinung nicht an gegenständliche Fotos erinnert, sondern an moderne, dekorative Grafik mit kräftigen Farben.
Wer länger hinschaut entdeckt immer neue Einzelheiten und merkt, es handelt sich um Landschaften. Erkennbar werden Täler, Wege, Gebäude oder etwa Eisflächen und Gletscherspalten.
Die wahre Größe von Details bleibt der eigenen Vorstellungskraft überlassen. Zuhause an der Wand leben die Bilder, weil sie je nach Licht und Stimmung ihr Aussehen ändern.
09. Dezember - Januar 2008
BLICKFANG
Quilts aus aller Welt
BRIGITTE MORGENROTH
Ich begann mit dem Quilten im Jahr 1990 in Bophuthatswana, einem Homeland von Südafrika, wo ich mit meinem Mann vier Jahre lebte. Ich gab dort an dem Krankenhaus, an dem mein Mann arbeitete, Handarbeitsunterricht und nähte Kompressions-"Kleidung" für Patienten mit Verbrennungsnarben. Durch Zufall gerieten mir drei Hefte mit Abbildungen von Quilts der Amish (USA) in die Hände, die mich anregten, neben meiner ehrenamtlichen Tätigkeit diese für mich bis dahin unbekannte Handarbeit zu beginnen. Wir lebten damals "im Busch", ohne Kontakte zu anderen Quilterinnen, und ich war bei meinen ersten Nähversuchen völlig auf mich selbst gestellt. Erst nach unserer Rückkehr nach Deutschland sah ich, welch großartige Arbeiten in dieser Technik möglich waren.
Meine ersten Arbeiten waren eng an die Amish-Vorbilder angelehnt, doch fand ich mit der Zeit meinen eigenen Stil. Den verfolgte ich in den vier anschließenden Jahren, in denen wir in Libyen lebten. Ich war nun Mitglied der Patchwork-Gilde Deutschland, und in Libyen bekam ich Kontakte zu anderen ausländischen Quilterinnen. Nach der Pensionierung meines Mannes lebten wir vier Jahre in Frankreich; dort trat ich in die französische Quiltgilde ein. Ich bekam neue Anstöße für meine Arbeiten.
Kurse in Deutschland bei Dorle Stern-Straeter und Heide Stoll-Weber gaben mir weitere wichtige Anregungen.
Quilten ist für mich das Gestalten mit Farben in verschiedenen Stoffarten: die Leuchtkraft der Seide, der warme Schimmer von Satin, Baumwolle in vielfältigstem Farbenspiel - dieses alles übt eine große Faszination auf mich aus. So genieße ich es, diese verschiedenen Materialien in unterschiedlichen Mustern und Farben miteinander zu einem Ganzen zu verbinden. Dabei bevorzuge ich große Formate, ohne auf Präzision und Kleinarbeit zu verzichten.